Der Rose süsser Duft genügt,
man braucht sie nicht zu brechen;
und wer sich mit dem Duft begnügt,
den wird ihr Dorn nicht stechen!
Friedrich von Bodenstedt
Oh Blume, die du über vielem schwebst,
nie ganz gefangener Duft der Erdendinge, -
du reiner Hauch, der du der Seele Schwinge
zu immer neuen Flügen hebst, -
der du uns ahnen lässest unter Schauern,
wie hoch wir Menschen unser Bild erhoben,
und über träghen Stoffes dumpfen Trauern,
den Isisschleier einer Gottheit woben.
Christian Morgenstern
Ein bischen Friede und weniger Streit,
etwas mehr Güte und weniger Neid,
auch viel mehr Wahrheit immerdar,
und viel mehr Hilfe bei Gefahr,
ein bisschen mehr "WIR" un weniger "ICH"
ein bisschen mehr Kraft, nicht so zimperlich
und viel mehr Blumen während des Lebens,
denn auf den Gräbern sind sie vergebens.
Jetzt ist der Frühling wieder da;
ihm folgt wohin er zieht,
nur lauter Freude fern und nah
und lauter Spiel und Lied.
Uns allen hat er, gross und klein,
was Schönes mitgebracht,
und soll's auch nur ein Sträusslein sein,
er hat an uns gedacht.
Hoffman von Fallersleben
Strahlt durch Maienlüfte einer Blume Schein,
freu' dich ihrer Düfte, ist sie auch nicht dein.
Ob auf deinen Zügen du sie nie erstrebt,
lass dir's dran genügen, dass die Freude lebt.
Sind auch deine Tage trüb und unbekränzt,
hast du Mut zur Klage, wo ein Lächeln glänzt?
Betty Paoli
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiss nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
nun, armes Herz, vergiss die Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.
Ludwig Uhland
Junisonne, Sommerwonne, stehn auf ihrer Höhe schon;
deiner Fahnen leises Mahnen, wohl vernehm' ich's bunter Mohn!
Sinnend steh' ich, träumend seh' ich weit ins Land vom Wiesensaum;
Winde wehen, Blüten beben - und das Leben ist ein Traum
Karl Gerok
Hielte diesen frühben Segen, ach, nur eine Stunde fest!
Aber vollen Blütenregen schüttelt schon der laue West.
Soll ich mich des Grünen freuen, dem ich Schatten erst verdankt?
Bald wird Sturm auch das zerstreuen, wenn es falb im Herbst geschwankt.
Johann Wolfgang von Goethe
Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist
und wieviel Pracht in den kleinsten Dingen, in einer Blume,
einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart.
Rainer Maria Rilke
Freude heisst die starke Feder in der ewigen Natur,
Freude, Freude treibt die Räder, in der grossen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen, Sonnen aus dem Firmament,
Spähren rollt sie in den Räumen, die des Sehers Rohr nicht kennt.
Friedrich Schiller
Willst du nach den Früchten greifen, eilig nimm ein Teil davon!
Diese fangen an zu reifen, und die andern keimen schon;
gleich mit jedem Regengusse, ändert sich dein holdes Tal,
ach, und in demselben Flussse schwimmst du nicht zum zweitenmal.
Johann Wolfgang von Goethe
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Allter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Hermann Hesse
An Rosen such ich mein Vergnügen, an Rosen die die Herzen zieht, an Rosen, die den Frost besiegen und hier das ganze Jahr durch blühn, an Rosen, die wir bei den Linden sonst nirgends leicht so reizend finden.
Die Rose trägt das Blut der Götter und ist der Blumen Königin, ihr Antlitz sticht das schönste Wetter und selbst Aurorens Wangen hin. Sie ist ein Stern der milden Erden und kann von nichts verfinstert werden.
Johann Christian Günther